Coenzym Q10 ist vielen aus Hautcremes oder Antifaltenmitteln bekannt, dabei sind seine Wirkungen aber nicht nur auf diese Anwendungen beschränkt. Als Ubichinon und in seiner für den Körper verfügbaren Form Ubichinol, ist es maßgeblich an der Energiebereitstellung beteiligt und kommt vor allem in Organen mit hohen Energieaufwand wie dem Herzen vor. Alles was du über diesen wichtigen Stoff wissen musst, erfährst du in dem folgenden Beitrag.

Was ist Coenzym Q10

Coenzym Q10 ist eine körpereigene Substanz. Seine Aufnahme erfolgt teils über die Nahrung und teils durch eigene Produktion im Körper. Eine Bedeutende Rolle kommt ihm bei der Energiebereitstellung durch ATP( Adenosintriphosphat) zu. Als Coenzym ist Q10 an der oxidativen Phosphorylierung beteiligt, welche über 95 % der gesamten Körperenergie erzeugt.

Das Coenzym Q10 wurde 1957 vom US-amerikanischen Biologen Frederick Crane entdeckt und zunächst aus Rinderherzen gewonnen[i]. Sein Landsmann, der Biochemiker Karl August Folkers konnte ein Jahr später die chemische Struktur aufklären. Deutlich mehr Zeit musste vergehen, ehe es dem britischen Chemiker Peter D. Mitchell gelang, während seiner Studien der Mitochondrien, der sogenannten Kraftwerke der Zellen, die Bedeutung von Coenzym Q10 für den menschlichen Körper aufzuklären. Für seine Forschungsergebnisse zur Energieumwandlung in der Zelle wurde ihm 1978 der Nobelpreis für Chemie verliehen.

Chemische Struktur und Eigenschaften

coenzym q10

Der Name Coenzym Q10 leitet sich von der chemischen Struktur ab. Grundgerüst des Q10 ist ein Benzochinon-Ring, der eine Seitenkette mit 10 Isopren-Einheiten aufweist. Diese Isopren Seitenkette ist hydrophob (wasserabweisend) und tritt in Wechselwirkung mit den hydrophoben Bereichen der Zellmembran. Als natürliche Verbindung kommt es ubiquitär (ubique, überall), also in allen Zellen im menschlichen Körper vor und ist als Ubiquinon (englisch), Ubichinon – 10 oder Coenzym Q 10 (abgekürzt: CoQ10) bekannt. Die Summenformel ist C59 H90 O4, der systematische chemische Name lautet 2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-decaprenyl-1,4-benzochinon. Coenzym Q10 besitzt strukturelle Ähnlichkeiten zu den Vitaminen K und E und wurde früher selbst als Vitamin (Vitamin Q 10) eingestuft. Heute ist bekannt, dass Coenzym Q 10 kein Vitamin ist, da es im Körper synthetisiert werden kann, während Vitamine ausschließlich über die Nahrung dem Körper bereitgestellt werden. Dieses Ubichinon lässt sich im Blut nachweisen, ist Bestandteil von Lipoproteinen und ist an der inneren Mitochondrienmembran lokalisiert. Der Referenzbereich für die CoQ10 Konzentration im Blut liegt bei 600 bis 1000 Mikrogramm pro Liter (mg/l)[ii].

Aufnahme von Q10 im Körper

Nach der Aufnahme wird es im Dünndarm resorbiert, wobei die Resorption durch die Sekrete der Bauchspeicheldrüse und der Galle unterstützt wird. Coenzym Q10 zählt zu den fettlöslichen Molekülen. Deshalb wird es in die Leber transportiert und in Teilchen eingebaut wird, die den Transport im Blut-Kreislauf ermöglichen. Lipoproteine (VLDL/LDL-Partikel) mit sehr geringer Dichte sind dafür bestens geeignet. Sie sind Bestandteile des Blutes, die wegen ihrer besonderen Struktur (Verbindung mit Fett, Eiweißen und fettähnlichen Molekülen) in der Lage sind, wasserunlösliche Substanzen (Fette) im wässrigen Blut transportfähig zu machen. Je nach ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften werden VLDL (very low density lipoproteins, Lipoproteine sehr niedriger Dichte), LDL (low density lipoproteins, Lipoproteine niedriger Dichte), HDL (high density lipoproteins, Lipoproteine hoher Dichte) und Chylomikronen unterschieden. Die Ausscheidung des unverbrauchten CoQ10 erfolgt hauptsächlich über die Galle und Stuhl und weniger über den Urin. Die Halbwertszeit für die Eliminationsrate (Zeit bis die Hälfte der Menge ausgeschieden ist) liegt bei über 30 Stunden[iii]. Nach oraler Aufnahme tritt die höchste Konzentration im Blut nach etwa sechs bis acht Stunden auf.

Funktionen von Q10 im Körper

Coenzym Q10 ist für Viele nur das Anti-Aging-Mittel. Dabei kann dieses natürliche Produkt weitaus mehr als nur die Falten im Gesicht glätten. Im Körper laufen viele Prozesse ab, die ohne CoQ10 nicht möglich wären. Zellen von Organen, die für ihre Funktion viel Energie benötigen, sind reich an diesem Coenzym. Dazu zählen Herz, Lunge, Niere, Muskel und Leber.  Für das Immunsystem ist es unentbehrlich, es wirkt als wirksames Antioxidans und fängt aggressive Sauerstoffradikale ab. Freie Radikale schädigen Zellen, indem sie Eiweiße und Zellmembranen angreifen und genetisches Material angreifen. Sie beschleunigen darüber hinaus die Zellalterung.

Coenzym Q10 stärkt das Nervensystem und unterstützt die Fettverbrennung. Schließlich gibt es Hinweise, dass CoQ10 in der Redoxkontrolle der Zellsignale und der Genexpression involviert ist, die für die Stimulation des Zellwachstums, die Kontrolle der Membrankanäle und die Hemmung der Apoptose verantwortlich sind(4).

Energiegewinnung durch Q10

coenzym q10 hochdosiert

Zu den bedeutendsten Funktionen von Coenzym Q10 zählt die Beteiligung als Co-Faktor an der oxydativen Phosphorylierung in der Atmungskette, die zirka 95 Prozent der Energie in der Zelle bereit stellt[1]. In den Mitochondrien der Zelle erfolgt die Umwandlung der Energie, die aus den Nahrungsbestandteilen Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße gewonnen wird in eine Energieform, die für die Zellen nutzbar ist, nämlich in ATP (Adenosintriphosphat). Bei ausreichenden Mengen Sauerstoff entstehen über den Coenzym Q10 abhängigen Weg der oxydativen Phosphorylierung aus einem Glucose Molekül bis zu 32 ATP Äquivalente, die dann den Zellen zur Verfügung stehen. Da für die damit verbundenen Reaktionen auch Sauerstoff zum Einsatz kommt, wurde der Begriff Atmungskette geprägt. Wie der Name ahnen lässt, handelt es dabei sich um eine Vielzahl von Prozessen (Reaktionskette) unter Beteiligung zahlreicher Enzyme, die sich in der inneren Membran der Mitochondrien befinden und Cofaktoren wie Coenzym Q10.

In der Atmungskette werden die Enzymkomplexe I bis IV unterschieden, die in dem gesamten Prozess involviert sind. Ubichinon ist an den Reaktionen der Komplexe 1 bis 3 beteiligt. Es ist in der Lage, Elektronen und Protonen zu übertragen. Im Komplex I und II werden Elektronen über Ubichinon weiter gereicht an den Komplex III. Ubichinon wandelt sich in diesen Reaktionen in die reduzierte Form Ubichinol um. Im Komplex III wird Ubichinon in einer komplexen Reaktion wieder regeneriert, wobei Protonen weiter transportiert werden[2].

Bei Sauerstoffmangel oder nicht ausreichender Menge an Q10 schaltet die Zelle auf Milchsäuregärung um, bei der weit weniger ATP gebildet werden kann und die Zellen (wegen der Laktat-Anhäufung) rasch ermüden.

Q10 als Energielieferant

Eine der Hauptaufgaben von Q10 besteht in der Energiebereitstellung durch seine Funktion als Coenzym in der Atmungskette und ATP-Produktion.

Coenzym als Antioxidans

Freie Radikale entstehen natürlicherweise als Zwischenprodukte im Stoffwechsel unseres Körpers. Dabei handelt es sich um extrem reaktive Moleküle mit einem ungepaarten und deshalb sehr reaktiven Elektron. Ein prominenter Vertreter sind Sauerstoff-Radikale. Sie sind bestrebt, anderen Molekülen ein Elektron zu entziehen, die dadurch selbst zu Radikalen werden. Antioxidantien können diese Kettenreaktion unterbrechen. Sie können Elektronen abgeben, ohne selbst Radikale zu werden. Coenzym Q10 gehört zu den wirkungsvollen Antioxidantien, die als Radikalfänger oxidative Schäden an den Zellmembranen verhindern[3]. Auf diese Weise erhält CoQ10 die Vitalität der Gewebe und Organe. Außerdem ist es an der Regeneration anderer Antioxidantien, wie Vitamin C und E beteiligt[4].

Unterschied von Ubichinon und Ubiquinol

Die an der Energiegewinnung beteiligten Chinone liegen in drei Oxidationsstufen vor. Ubichinon (Q; CoQ10) oder Coenzym Q10 wird reduziert, wobei ein Elektron und ein Proton auf den Benzochinon-Rest übertragen werden. Dabei entsteht eine radikalische Zwischenstufe, die Semichinon genannt wird. Sie wird rasch weiter reduziert und es entsteht als reduzierte Form Ubichinol (QH2; CoQH2), auch als Ubihydrochinon bezeichnet.

unterschied ubichinon ubichinol

In der inneren Mitochondrienmembran liegt CoQ10 als Gemisch aus Ubichinon und der reduzierten Form Ubichinol vor, der als Ubichinon- oder Q-Pool bezeichnet wird. Dieses Gemisch aus Coenzym Q10 und Ubichinol ist für die Rückumwandlung von Tocopherol (Vitamin E) und Vitamin C verantwortlich[6]. Ubichinol verhindert als Antioxidans zusätzlich die Lipidperoxidation in den Zellmembranen und bei den Serum-Lipoproteinen mit niedriger Dichte. Ubichinol ist darüber hinaus das einzige bekannte fettlösliche Antioxidans, das synthetisiert und nach seinem Einsatz wieder regeneriert werden kann. Die reduzierte Form von Coenzym Q10 spielt eine bedeutende Rolle in der zellulären Abwehr gegen oxidative Schädigungen. Ist die Fähigkeit, den Ubichinolspiegel aufrechtzuerhalten, beeinträchtigt, wird das von massiven Zellschädigungen begleitet. Degenerative Erkrankungen und der Prozess des Alterns sind Manifestationen für diese Imbalance.

Ubichinol ist im Vergleich zu Ubichinon um etwa das Doppelte besser im Darm resorbierbar.  Bevor Ubichinon im Darm aufgenommen werden kann, wird es deshalb zu Ubichinol reduziert. Die biologische Verfügbarkeit als Maß für die Verwertung im Körper ist ebenfalls für Ubichinol deutlich schneller[7]. Mehr als 90 Prozent des im Blut enthaltenen CoQ10 liegt bei jungen Erwachsenen als Ubichinol vor.

Wirkungen von Q10

Coenzym Q10 und Herz- und Kreislauferkrankungen

Zu den häufigsten Erkrankungen mit Todesfolge in den westlichen Industriestaaten gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das Herz wird mehr als alle anderen Organe beansprucht und benötigt demzufolge mehr Energie als diese. Häufige Ursache für ein geschwächtes Herz stellt die nicht ausreichende Bereitstellung von Energie und die ungenügende Beseitigung schädlicher Radikale dar. An beiden Prozessen ist Coenzym Q10 beteiligt. Bei einem Q10 Mangel in den Mitochondrien wird die Leistung des Herzes herabgesetzt.

In ausgedehnten Studien mit einer sehr hohen Anzahl von Probanden wurde nachgewiesen, dass sich die Situation bei Patienten mit Herzinsuffizienz, koronarer Herzerkrankung und Angina Pectoris nach Gabe von hochdosiertem Q10 verbessert hat.

In einer Studie mit 420 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zeigten sich nach einer zweijährigen zusätzlichen Behandlung mit 300 Milligramm CoQ10 pro Tag eine Verbesserung der Symptome und eine Verringerung von tödlich verlaufenden kardiovaskulären Ereignissen[8].

In einer weiteren Publikation wurde der Einsatz von Coenzym Q10 über ein Jahr bei Menschen mit Herzerkrankungen im Vergleich zu Menschen, die ein Placebo erhielten, beschrieben. Bei Gabe von CoQ10 mussten die Patienten weniger häufig wegen Herzversagen stationär behandelt werden und es kam weniger häufig zu Komplikationen anderer Art[9]. Kennzeichnend für Herzversagen ist, dass sich das Herz infolge der eingeschränkten Herzfunktion, nicht mehr regelmäßig zusammenzieht und entspannt und somit nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpt. Es wird angenommen, dass Q10 die ATP-Produktion erhöht und damit eine optimale Energieproduktion unterstützt. Zusätzlich begrenzt das Coenzym Q10 die Schädigungen durch Radikale und verbessert somit die Herzfunktion. Auf diese Weise wird die Behandlung von Herzversagen unterstützt[10].

Erhöhter Blutdruck hat ebenfalls oxidative Schäden und Entzündungen in den Arterien und Venen zur Folge. Patienten mit Bluthochdruck können, wie in Studien gezeigt, von einer Coenzym Q10 Einnahme profitieren[11].

Q10 bei Metabolischem Syndrom und Diabetes

Der Begriff „metabolisches Syndrom“ fasst verschiedene Stoffwechselveränderungen zusammen, die in Gefäßleiden, Herz- und Kreislauferkrankungen und Diabetes Typ 2 münden. Als Ursachen kommen genetische Disposition, ein ungesunder Lebensstil, Enährungsgewohnheiten und Stress infrage. Begleitsymptome des metabolischen Symptoms sind Übergewicht, Bluthochdruck, eine Fettleber und auffällige Blutfettwerte: erhöhte Triglycerid- und erniedrigte HDL-Cholesterinwerte. Aus dem Jahr 1969, dem Jahr seiner Erstbeschreibung, stammt der Begriff „Wohlstandssyndrom“. Es ist ein in den westlichen Wirtschaftsnationen häufiges Krankheitsbild.

diabetes

In einer Studie hat sich die Einnahme von CoQ10 als Nahrungsergänzung positiv auf die Blutfettwerte ausgewirkt. Eine Kombination Coenzym Q10 mit rotem Reis, Berberitze, Folsäure und anderen Supplementen senkte signifikant die Werte von Gesamt-Cholesterin, LDL-Cholesterin und Triglycerid im Blut, bei gleichzeitiger Erhöhung des HDL-Cholesterin-Spiegels[12]. Allerdings wurde nicht die Wirkung von Q10 ohne die anderen verabreichten Nahrungsergänzungen untersucht. Zwei weitere Publikationen beschreiben gleichfalls die Reduktion des Triglycerid-Spiegels[13] und des Lipoprotein-a-Wertes[14] als Risikofaktor für Herzerkrankungen.

Diabetes Typ 2 ist durch eine Insulin-Resistenz gekennzeichnet. Infolge einer exzessiven Kohlenhydrat-Aufnahme bei Fehlernährung „ermüden“ die Insulin-Rezeptoren, sodass die Zuckerverwertung herabgesetzt wird und der Zucker, unverbraucht, im Blut verbleibt. Der Blutzuckerspiegel im Blut steigt an. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass mit Q10 die Empfindlichkeit für Insulin und als Folge der Blutzuckerspiegel verbessert wird[15]. Bei vorliegendem Typ 2 Diabetes konnte über eine zusätzliche Einnahme von Coenzym Q10 der Blutspiegel für Q10 um den Faktor drei erhöht werden[16].

Nach einer 12-wöchigen Zufuhr von Coenzym Q10 zeigten Typ-2-Diabetiker in einer anderen Studie einen verminderten Blutzuckerspiegel[17].

Andere Forscher diskutieren die Möglichkeiten, dass Q10 dem Diabetes vorbeugt, indem der Fettabbau gefördert und die Anzahl der Fettzellen verringert wird[18].

Entzündliche Erkrankungen

Entzündliche Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis oder entzündliche Gefäßerkrankungen werden begleitet von erhöhten Blutplasmaspiegeln sogenannter Entzündungsparameter, zu denen C-reaktives Protein (CRP), Interleukin 6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor alpha (TNF-a) gehören. In einer umfassenden Analyse zur Wirksamkeit von CoQ10 auf die Entzündungsfaktoren wurde nach Einnahme von Q10 in Dosen von 60 bis 500 Milligramm pro Tag über einen Zeitraum von einer Woche bis zu vier Monaten eine verminderte Produktion der Entzündungsparameter gezeigt[19].

Patienten mit Rheumatoider Arthritis, die zwei Monate 100 Milligramm pro Tag CoQ10 eingenommen haben, zeigten niedrigere TNF alpha Werte im Vergleich zur Placebo-Gruppe[20].

Coenzym Q10 und das Nervensystem

nervensystem

Verliert der Mensch Nervenzellen oder die Zellen im Gehirn funktionieren zunehmend immer schlechter, kann dies Ausdruck einer Erkrankung oder die Folge des Alterns sein. Ist das Gehirn nicht mehr in der Lage, das auszugleichen, liegt eine neurodegenerative Erkrankung vor. Die Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit und Chorea Huntington (erbliche Erkrankung des Gehirns) zählen dazu. Experten gehen von etwa 300 Tausend Menschen mit Parkinson-Erkrankung und ungefähr 1,5 Millionen Betroffenen mit Alzheimer oder Demenz[21].

Neurodegenerative Erkrankungen werden mit einer gestörten Funktion der Mitochondrien in Zusammenhang gebracht[22].

Coenzym Q10 kann die Mitochondrien-Funktion verbessern, den Verlust dopaminerger Neuronen reduzieren und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, wie bei Parkinson-Patienten gezeigt wurde[23].

Die verwendeten Dosierungen von 300, 600 und 1200 Milligramm pro Tag wurden gut vertragen. Die Effekte waren bei der höchsten Dosis am deutlichsten. Experimente zur Ischämie (Minderversorgung mit Blut), zu Verschlusskrankheiten und toxischen Schädigungen im Gehirn in Tiermodellen legen nahe, dass Q10 schützen kann[24]. Darüber hinaus wurde bei Patienten mit neurogenerativen Erkrankungen ein Coenzym Q10-Mangel beobachtet. Dies unterstreicht die Vorteile einer Anwendung bei Morbus Parkinson[25] und Chorea Huntington[26]. Neben der Behandlung von Erkrankungen kann Q10 auch für die Vorbeugung und zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Gehirns eingesetzt werden[27].

Nierenerkrankungen

Bei einige Nierenerkrankungen, beispielsweise bei durch Diabetes verursachten Formen, spielt oxidativer Stress eine wesentliche Rolle. In Tierversuchen konnte eine Schutzwirkung von Ubichinol auf die Nieren gezeigt werden[28]. In einer klinischen Studie an 65 Patienten konnten nach Einnahme von 1200 Milligramm Q10 pro Tag Hinweise auf einen verringerten oxidativen Stress gefunden werden[29].

Q10 und die Fruchtbarkeit (Fertilitätsstörungen)

Störungen der Fruchtbarkeit können Folge des oxidativen Stresses sein. Coenzym Q10 könnte auf Grund seiner antioxidativen Eigenschaften zu einer verbesserten Spermienqualität beim Mann und einer größeren Anzahl funktionsfähiger Eizellen bei der Frau beitragen.

In einem Artikel in einer Fachzeitschrift wurde der Zusammenhang zwischen oxidativen Stress und Fertilität des Mannes gezeigt und der CoQ10 Spiegel im Sperma als Hinweis für eine herabgesetzte Fruchtbarkeit beschrieben[30]. Weitere Studien belegen, dass CoQ10 Einnahme die Funktion der Spermien förderte[31]. 200 bis 300 Milligramm Q10 täglich verbesserte die Spermienzahl, deren Beweglichkeit und die Morphologie[32].

Auswikungen des Coenzyms auf Migräne

Ist die Energie-Bereitstellung in den Gehirnzellen herabgesetzt, erhöht sich die Kalziumaufnahme und die Bildung schädlicher Radikale. Diese Vorgänge spielen vermutlich auch für das Auftreten von Migräne eine Rolle[33]. In einer Studie mit 42 Migräne-Patienten konnte gezeigt werden, dass im Vergleich zur Placebo-Gruppe die Migräne-Schmerzzustände reduziert waren. Darüber hinaus wurde ein Coenzym Q10 Mangel bei 1550 Personen mit Migräne festgestellt[34]. Bei Q10 Gabe scheinen weniger Migräne-Schübe aufzutreten[35].

Fibromyalgia und Coezym Q10

Fibromyalgie Syndrom ist die Bezeichnung für ein komplexes Beschwerdebild, das chronische Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, Schlafstörung und anhaltenden Erschöpfungszustände umfasst. Es können zusätzlich Depressionen auftreten, ohne dass es dem Krankheitsbild Depression zugeordnet wird. Hinter dieser Krankheit steckt keine spezifische organische Krankheit, sondern eine funktionelle Störung. Eine inadäquate Stressbewältigung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Trotz erhöhter Zytokin-Werte zählt Fibromyalgie nicht zu den entzündlichen Erkrankungen[36].

Auffällig bei den Patienten sind häufig Übergewicht, mitochondriale Dysfunktion, oxidativer Stress[37] und mangelhafte Versorgung mit Mikronährstoffen. In verschiedenen Studien wurde der Coenzym Q10 Stoffwechsel untersucht und ein Q10 Mangel diagnostiziert. Bei einigen Patienten wurde eine Therapie mit 300 Milligramm pro Tag über einen Zeitraum von 9 Monaten durchgeführt. Die Schmerz-Symptome und die Ermüdungserscheinungen gingen zurück und die klinischen Parameter besserten sich. Diese Studie erfolgte an einer kleinen Gruppe, sodass die Autoren die Wiederholung mit einer größeren Kohorte in einer Placebo kontrollierten Studie empfehlen[38].

Coenzym Q10 zur Unterstützung der Krebstherapie

Die chemotherapeutische Behandlung und die Strahlen-Therapie bei Krebs bedeuten einen massiven oxidativen Stress. Gleichzeitig ist der CoQ10 Gehalt bei Tumorpatienten häufig erniedrigt[39]. Die konventionellen Verfahren belasten den Patienten enorm. Komplementäre Behandlungskonzepte gewinnen unter diesen Bedingungen immer stärker an Bedeutung, da sie das Ziel verfolgen, die krankheits- und therapiebedingten Nebenwirkungen abzuschwächen und auf diese Weise die Lebensqualität zu verbessern.

Wichtig ist dabei, eine optimale Mikronährstoff-Supplementierung zu finden, die an das Krankheitsstadium und die Therapie angepasst sind.

In verschiedenen Tumor-Studien konnte gezeigt werden, dass bei geeigneter Supplementierung die Lebensqualität gesteigert, das Immunsystem gestärkt, die Regeneration gefördert, entzündliche Prozesse gehemmt und Nebenwirkungen verringert werden können.

In einer Studie, bei der Patientinnen mit Brustkrebs zusätzlich zur Behandlung mit Tamoxifen (ein Anti-Östrogen, das antitumoraler Wirkstoff fungiert) täglich 100 Milligramm Coenzym Q10, zehn Milligramm Riboflavin und 50 Milligramm Niacin als Nahrungsergänzungsstoffe einnahmen, wurden günstige Veränderungen in den Tumormarkern CEA und CA 15-3 und ein vermindertes Risiko für Rezidivbildung gefunden[40]. In den klinischen Studien werden tägliche Dosierungen von 500 bis 3000 Milligramm angewendet[41]. Coenzym Q10 ist in der Lage, toxischen Nebeneffekte in der Chemotherapie zu mildern[42].

In der Krebstherapie ist die Einnahme von Q10 kein Ersatz für die konventionellen Behandlungsmethoden. Conenzym Q10 hat jedoch das Potenzial, in einer sinnvollen Kombination mit anderen Supplementen die Beschwerden zu verringern.

Q10 könnte die Leistungsfähigkeit während des Trainings fördern

sport

Die Muskelfunktion und die körperliche Leistungsfähigkeit werden durch oxidativen Stress und durch eine herabgesetzte mitochondriale Funktion beeinflusst[43]. Coenzym Q10 wirkt diesen Faktoren entgegen und kann auf diese Weise zu einer Leistungssteigerung beitragen. In einer Studie wurden mehreren Personen über 60 Tage 1200 Milligramm CoQ10 pro Tag verabreicht [44]. Dadurch wurde ein verringertes Stress-Level, eine Leistungssteigerung während des Trainings und eine geringere Ermüdung, also eine verbesserte Trainingsleistung, erzielt[45].

Notwendigkeit von Q10 im Alter

Die ATP-Synthese ist essenziell für einen effizienten Stoffwechsel, für die Erhaltung der Muskelkraft und stabiler Knochen sowie für die Funktion des Gehirns, für gesundes Gewebe und jugendliche Haut. Der Coenzym Q10 Gehalt steigt in den ersten 20 Lebensjahren an, bevor er, in unterschiedlichem Maße von Person zu Person und in den verschiedenen Organen, absinkt. Im Alter von 80 Jahren ist der Gehalt an Q10 niedriger als der zur Geburt[46]. Damit gehen der Energiestoffwechsel und der oxidative Schutz bereits ab dem 20. Lebensjahr zurück. Bereits ab dem 30., spätesten ab dem 40. Lebensjahr lohnt es sich, über eine Coenzym Q10 Nahrungsergänzung nachzudenken.

Die Haut als unser größtes Organ ist während des Lebens vielfachen schädlichen Einflüssen ausgesetzt, die zur Hautalterung führen. Neben Umweltfaktoren wie UV-Strahlen zählen auch innere Faktoren, beispielsweise hormonelle Ungleichgewichte, zu den Ursachen, die zu Zellschäden führen können[47]. Wendet man Coenzym Q10 direkt auf der Haut an, können diese Schäden durch eine Erhöhung der Energieproduktion in den Hautzellen und einer verbesserten Schutzfunktion reduziert werden[48].

Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass CoQ10 Gabe die Lebenszeit erhöht und Alterungsprozesse verlangsamt[49]. Vergleichbare Ergebnisse beim Menschen stehen noch aus. Mögliche Vorteile als Anti-Aging Produkt könnten geringere Muskelverluste und Hautschäden sowie verzögerter Abbau von Gedächtnisleistungen und von Knochenmasse nach dem Ergänzen von zusätzlichem Q10 sein. Hinweise auf solche Zusammenhänge geben Analysen, die eine Zusammenhang zwischen der CoQ10 Konzentration im Blut und körperlicher Aktivität ermittelten[50].

Ältere Personen, die über vier Jahre Coenzym Q10 zusammen mit Selen einnahmen, verbesserten sich hinsichtlich ihrer Vitalität, körperlichen Leistungsfähigkeit und ihrer Lebensqualität[51]. Darüber hinaus hatten ältere Menschen bei Q10 Supplementierung gesundheitliche Vorteile in Bezug auf Herz- Kreislauf- und neurodegenerative Erkrankungen[52].

q10 alter

Während einer umfangreichen schwedischen Studie wurden 222 älteren Menschen über einen Zeitraum von vier Jahren 200 Milligramm Q10 zusammen mit Selen gegeben und nach 10 Jahren die Ergebnisse ausgewertet[53]. Das mittlere Alter zu Beginn der Studie betrug in der CoQ10-Gruppe genauso wie in der Placebo-Gruppe mit 221 Probanden 78 Jahre, der Anteil an Rauchern, Diabetikern und Personen mit Bluthochdruck und Herzerkrankungen war ebenfalls vergleichbar. In der Gruppe, die Coenzym Q10 und Selen eingenommen haben, war die Mortalität infolge Herzerkrankungen geringer.

Ursachen und Symptome bei Q10 Mangel

Ein Mangel an Coenzym Q10 tritt auf, wenn die Synthese eingeschränkt oder der Bedarf erhöht ist. Bei Sportlern, starken körperlichen Betätigungen, Stress, Rauchen und Krankheiten stellen eine außergewöhnliche Belastung für den Körper dar, für die größere Mengen Q10 bereitgestellt werden müssen. Erkrankungen wie Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson, Muskelerkrankungen sind häufig mit einem verminderten Q10 Spiegel assoziiert. Ein Mangel an der Aminosäure Tyrosin, einem Ausgangsstoff für die körpereigene Herstellung von Q10 ist selten, führt aber auch zu einem Mangel. Eine erblich, angeborene Stoffwechselstörung, die Phenolketonurie (PKU) und chronischen Nierenerkrankungen werden von einem kritischen Mangel an Tyrosin begleitet[58]. Der Abfall der Q10 Mengen im Alter kann zu kritischen Mangelzuständen in Organen mit hohem Energie-Umsatz führen. Das betrifft Herz, Niere und Leber.

Äußerst selten ist ein genetisch bedingter CoQ10-Mangel, der Gene betreffen kann, die in der Synthese oder in der mitochondrialen Funktion involviert sind. Je nach betroffenem Ort des Ausfalls unterscheiden sich die Symptome. Es können neurologische Ausfälle, Blind-und Taubheit, frühe Schlaganfälle, Spastik und geistige Behinderung auftreten[59].

Schließlich können die Wechselwirkungen mit Medikamenten zu einem CoQ10 Mangel führen.

Wie wirkt sich ein Mangel aus?

Die Symptome erklären sich aus dem Energiemangel, der das Allgemeinbefinden, die Muskeln und das Herz- Kreislauf betreffen. Andauernde Müdigkeit, allgemeine Schwäche und Muskelschwäche sowie Muskelschmerzen und Herz- Kreislauf-Symptomatik können ein Hinweis auf einen Q10 Mangel, auch als Begleitsymptom anderer Krankheiten, sein. Folgen können eine Schwächung der Herzmuskulatur mit einer herabgesetzten Leistungsfähigkeit sein. Das Risiko für Erkrankungen, die mit den vermehrt auftretenden Sauerstoff-Radikalen im Zusammenhang stehen, steigt: z. B. Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer, Parkinson, Hautkrebs. Infolge einer mitochondrialen Dysfunktion können die Laborparameter Pyruvat/Lactat steigen.

Die Symptome kommen meist schleichend und vielfach ist der Zusammenhang mit einem Mangel an Coenzym Q10 nicht sofort offensichtlich.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Statine sind Medikamente, die den Cholesterin-Spiegel senken. Cholesterin gehört zu den Fetten. Besonderheit der Statine ist, dass sie das Enzym (die HMG-CoA-Reduktase) hemmen. Im Stoffwechsel wird Acetoacetyl-CoA unter Mitwirkung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase in ein Produkt namens Mevalonat umgewandelt. Diese Verbindung kann entweder zu Cholesterin oder zu Coenzym Q10 weiter reagieren. Das Enzym HMG-CoA-Reduktase wird also gleichfalls für die Synthese von Coenzym Q10 benötigt. Mit der Hemmung des Enzyms entsteht weniger Mevalonat und damit senkt sich der Cholesterin-Spiegel, was erwünscht ist. Als unerwünschter Nebeneffekt steht gleichzeitig weniger des Zwischenprodukts für die Synthese von Q10 zur Verfügung. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen, dass bei Einnahme von Statinen der Coenzym Q10 Spiegel rasch und deutlich sinkt[54]. Dabei hat sich gezeigt, dass auch die Konzentration der reduzierten Form, des Ubichinols, abnimmt. Bereits ein geringfügiger Abfall von Q10 kann zu starken Beeinträchtigungen führen. Dazu gehören Müdigkeit und Muskelkrämpfe. Diese Symptome sollten Anlass sein, den Q10 Spiegel im Blut zu kontrollieren. Hilfe bietet in diesen Fällen die zusätzliche Einnahme von Coenzym Q10 als Nahrungsergänzung.

medikamente

Wegen seiner strukturellen Ähnlichkeit mit dem ebenfalls fettlöslichen Vitamin K könnte CoQ10 die Antikoagulantien-Therapie beeinflussen. Hohe Dosen von Q10 könnten die Wirksamkeit der Präparate zur Hemmung der Blutgerinnung herabsetzen. Auf der anderen Seite könnte der antagonistische Effekt von Vitamin K beeinträchtigt sein. Eine eventuelle Dosisanpassung sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden[55].

Anthrazykline werden als Zytostatika in der Therapie des Mamma-Karzinoms eingesetzt. Als unerwünschter Nebeneffekt werden vermehrt Radikale gebildet und es kommt zu Vergiftungserscheinungen in der Leber. Wird die Therapie mit der zusätzlichen Einnahme von Q10 kombiniert und ein erhöhter Q10 Spiegel erzielt, wirkt sich das günstig auf das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen aus. Ähnlich verhalten sich Antiparkinsonmittel, die Abkömmlinge des L-Dopa (Levodopa, Methydopa) sind[56].

Trizyklische Antidepressiva wie Phenothiazin hemmen die mitochondrialen Ubichinon abhängigen Enzymsysteme in der Atmungskette.

Die gleichzeitige Einnahme von Coenzym Q10 und Selen potenziert die CoQ10 Wirkung. Selen fördert die Regeneration von Ubichinon zu Ubichinol[57].

Nebenwirkung von Coenzym Q10

Plasmaspiegel unter 600 Mikrogramm pro Liter sind kritisch und behandlungsbedürftig. Bei Erkrankungen wird eine erhöhte Konzentration von 2500 Mikrogramm pro Liter angestrebt. Eine Tagesdosis von drei Milligramm pro Kilogramm sollte eingenommen werden[60]. Um die Resorption zu erleichtern, kann es von Vorteil sein, das besser resorbierbare Ubichinol einzusetzen. Überdosierungen sind weniger wahrscheinlich, da der Körper überschüssiges Q10 inaktiviert und schließlich ausscheidet[61]. Erst bei Dosieren von mehr als 1000 Milligramm pro Tag über einen längeren Zeitraum können Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen oder erkältungsähnliche Beschwerden auftreten.

Coenzym Q10 – Quellen und Lebensmittel

Dem menschlichen Organismus stehen zirka 0,5 bis zwei Gramm Coenzym Q10 zur Verfügung. Es kann über die Nahrung dem menschlichen Organismus bereitgestellt werden. Als fettlösliches Molekül kommt es vorwiegend in fetthaltigen Lebensmitteln vor. Tierische Produkte enthalten hohe Mengen. Dazu gehören Fleisch, Butter, Fisch, Leber und Ei. In pflanzlichen Lebensmitteln findet sich Q10 in den pflanzlichen Ölen aus Soja, Raps und Sesam sowie in Sonnenblumenkernen, Nüssen und Hülsenfrüchten[5].  Mit grünem Blattgemüse wie Grünkohl, Spinat, Brokkoli und Avocados nehmen wir ebenfalls CoQ10 auf. Durch starkes Erhitzen wird das Coenzym zerstört.

Mit der Nahrung gelangen fünf bis zehn Milligramm Coenzym Q10 täglich in den Körper. Zusätzlich kann der menschliche Organismus selbst Q10 aus den Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin sowie aus Mevalonsäure bilden. Diese Fähigkeit nimmt jedoch mit zunehmendem Alter ab, weshalb man zusätzliches Q10 durch ein hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen kann.

[1] F. L. Crane u. a.: Isolation of a quinone from beef heart mitochondria. In: Biochim. Biophys. Acta. Band 25, 1957, S. 220–221.

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