Arten von Milchsäurebakterien

In der Literatur ist immer wieder von 4 Bakterienstämme die Rede: Bifidobakterien, Laktobazillen, Escherichia coli und die Streptokokken, dabei gibt es je nach Quelle über 500 verschiedene Arten welche sich dann nochmal auf über 1500 Gattungen erstrecken, sodass am Ende die Darmflora eines Menschen mit tausenden verschiedener Bakterienstämme und Gattungen besiedelt ist. In sogenannten „Probiotika“ kommen jedoch primär nur die oben genannten 4 Arten zum Einsatz, welche im Folgenden näher betrachtet werden sollen.

Bifidobakterien

Die Bifidobakterien von Latein bifidus, „gespalten“, „gabelförmig“ abgeleitet, gehören zur Familie der Bifidobacteriaceae. Sie sind anaerobe Stäbchenbakterien und kommen im Magen-Darm-Trakt, dem Blinddarm (Wurmfortsatz) und der Vaginalflora vor. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen beträgt der Anteil der Bifidobakterien an der Darmflora ganze 25% (1, 2). Im Darm besteht ihre Aufgabe in der Senkung des PH-Wertes, indem sie Glucose (Zucker) in Milchsäure umwandeln. Durch die „Ansäuerung“ des Darmes kann verhindert werden, dass sich unerwünschte Darmbakterien und Krankheitserreger wie Salmonellen oder Kolibakterien vermehren können.

Bifidobakterien werden auch in der Muttermilch an den Säugling übergeben, weshalb gestillte Babys einen höheren Anteil dieser Milchsäurebakterien als nicht-gestillte Kinder aufweisen.

Laktobazillen

Laktobazillen auch Lactobacillus genannt, aus dem lateinischen, lactis was für „Milch“ steht, gehören zu Familie der Lactobacillaceae und sind die wohl bekannteste Gattung an Milchsäurebakterien. Es handelt sich im sogenannte „grampositive“, stäbchenförmige und anaerobe Bakterien. Laktobazillen werden in der Lebensmittelindustrie für die Herstellung von Milchprodukten und auch Bier benötigt. In menschlichen Organismus, kommt der Lactobacillus mit unterschiedlichen Arten im Darm, Magen, der Haut und auch der Vaginalflora vor. (3)

Wir auch die Bifidobakterien, wandeln die Laktobazillen, im Darm Kohlenhydrate wie Glucose in Milchsäure um und senken damit den PH-Wert. Diese Funktion sorgt ebenfalls dafür, dass sich negative Bakterien oder auch pathogener Mikroorganismen nicht großartig vermehren können.

Streptokokken

Streptokokken vom lateinischen Streptococcus, welches sich aus streptos, „Halskette“, „gedreht“ und  kokkos, „Kern“ oder „Korn“ zusammensetzt, sind grampositive, anaerobe und kugelförmige Bakterien der Familie Streptococcaceae. Oft werden die Streptokokken in Verbindung mit Erkrankungen gebracht wie einer möglichen Hirnhautentzündung (Meningitis) eines Neugeborenen durch die Geburt aber auch Scharlach bzw. rheumatische Fieber oder auch Lungenentzündungen sind möglich. Diese Krankheiten werden jedoch nur von bestimmten Arten der Streptokokken ausgelöst zu denen die B-Streptokokken wie Streptococcus agalactiae gehören oder auch die sogenannten Pneumokokken, welche vornehmlich den Nasenrachenraum besiedeln. (4)

Streptokokken kommen aber auch ganz natürlich im Darmtrakt, Hals- und Rachenbereich und dem Genitaltrakt vor. Auch in der Lebensmittelherstellung werden diese Bakterien zur Produktion von z. B. Sauermilchprodukten genutzt. Daher sollte immer zwischen „guten“ und „schlechten“ Streptokokken unterschieden werden. Als „gut“ lässt sich beispielsweise das Milchsäurebakterium Streptococcus thermophilus bezeichnen. Es erzeugt im Darm ebenso wie Laktobazillen und Bifidobakterien, Milchsäure.

Escherichia coli

Escherichia coli (kurz E. coli) oder auch Kolibakterium genannt ist ein gramnegatives Bakterium welches zur Familie der Enterobakterien gehört. Benannt wurde es nach seinem Entdecker, dem Kinderarzt Theodor Escherich. Wie auch die Streptokokken hat es einen sehr negativen Ruf in den Medien, da es oft als Auslöser von Infektionskrankheiten gesehen wird. Fakt ist aber, dass die meisten Arten von E. coli nicht krankheitsauslösend sind. Im Gegenteil, besiedeln verschiedene Arten von Escherichia coli den menschlichen Darm und machen hier etwa 1% der Darmflora aus (5).

E. coli spielt bei Neugeborenen eine wichtige Rolle als Erstbesiedler in der Darmflora, da es die Ansiedlung von wichtigen Mikroorganismen, die für die Verdauung nützlich sind, fördert. Wie auch andere Milchsäurebakterien ist es in der Lage, Glucose zu vergären.

Mangel an Milchsäurebakterien

Ein Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen kann man relativ einfach durch eine Blut- oder Haaranalyse herausfinden. Bei den Milchsäurebakterien ist dies schon etwas komplizierter aber dennoch mittlerweile möglich. Ein Mangel an Milchsäurebakterien kann durch eine Mikrobiomanalyse des Stuhls festgestellt werden. Auch wird so so eine Dysbiose erkannt oder eine Belastung mit schädlichen Keimen und Bakterien erkannt. Durch eine geeignete Ernährung die reich ein guten Bakterienstämmen und Ballaststoffen ist, nimmt man in der Regel genügend Milchsäurebakterien auf und sorgt dafür, das diese sich in der Darmflora vermehren können, sodass kaum ein Mangel entsteht.

Eine einseitige Ernährung, welche arm an Ballaststoffen ist und welche zu viele Kohlenhydrate und Zucker enthält kann früher oder später einen Mangel an guten Milchsäurebakterien hervorrufen, was dann zu einer Dysbiose führt und das Wachstum pathogener Keime und Bakterien fördert. Auch der inflationäre Gebrauch von Antibiotika sorgt dafür, das die Darmflora nachhaltig geschädigt werden kann, denn Antibiotika unterscheidet nicht in “gute” und “böse” Bakterien, sondern vernichtet alles was vorhanden ist. Darüber hinaus kann Alkohol und andere Medikamente die Darmflora und damit die Milchsäurebakterien schädigen und so einen Mangel verursachen.

Wirkung und Nutzen von Bakterienkulturen

Die richtigen Milchsäurebakterien können dir dabei helfen, eine gesunde Darmflora aufzubauen oder wiederzuerlangen, was in diversen Studien belegt wurde. Auch bei chronischen Krankheiten wie Morbus Crohn oder einem Reizdarm werden gesunde Bakterienkulturen als Therapieform eingesetzt. Wissenschaftliche Studien zeigten, dass sich bei einer gezielten Zufuhr sogenannter “Probiotika” die Symptome wie Blähungen, Krämpfe oder Verstopfungen besserten. Ein ausgeglichenes Gleichgewicht des Darms hat aber noch weitaus mehr positive Effekte, denn nicht umsonst bezeichnet man den Darm auch als 2. Gehirn, in dem sich ein Großteil unseres Immunsystems befindet. Was passiert, wenn über einen langen Zeitraum ein Ungleichgewicht in deinem Darm herrscht, kannst du dir sicherlich denken.